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Oranienburg

Am 28. Mai 1893 beschlossen »etwa 18 […] gleichgesinnte Lebensreformer« bei einem Treffen im Berliner Speisehaus Ceres unter Berufung auf Eduard Baltzer und unter kaufmännischer Leitung von Bruno Wilhelmi (1865–1909) die Gründung des als Genossenschaft organisierten Kleingarten-Projekts Gemeinnützige vegetarische Obstbau-Kolonie Eden. Der Kaufmann und Lebensreformer Wilhelmi war die treibende Kraft, um 1893 die vegetarische Lebensweise, den gemeinsamen Bodenbesitz (Sozialreform) und die Großstadtkritik in einem Siedlungsprojekt umzusetzen. In der ersten Ausbaustufe des Projekts entstanden 80 Gärten, die den Siedlungsgenossen in Erbpacht übergeben und satzungsgemäß mit Obstbäumen und Beerensträuchern bepflanzt wurden. Auf den Grundstückenen wurden die Heimstätten, die Wohngebäude errichtet. Bis zum Jahr 1900 wurden in der Siedlung 15.000 Obstbäume, 50.000 Beerensträucher, 3.000 Haselnusssträucher, 200.000 Erdbeerpflanzen und 20.000 Rhabarberstauden gezählt. Zur Genossenschaft gehören Gewerbebetriebe und soziale Einrichtungen, wie die Edener Druckerei und Buchbinderei, eine eigene Schule sowie die genossenschaftliche Verarbeitung des Obstes. Ab 1899 werden verschiedene Bauten nach einer Erfindung von Gustav Lilienthal mit Zement-Hohlsteinen erbaut, neben Siedlungshäusern auch ein Gasthaus und Erholungsheim sowie eine Gemeinschaftsunterkunft für »Neu-Edener«.

Wegen finanzieller Fehlschläge hatte Wilhelmi bereits 1895 zurücktreten müssen. Nun wurde auch Nichtvegetariern die Teilnahme gestattet und die Sozialreform über den Weg der Genossenschaftsform durch Hermann Krecke († 1904) in den Vordergrund gestellt. Dennoch wurde teilweise weiterhin Eigenbewirtschaftung betrieben. Erfolgreich war die Vermarktung naturreiner Obstprodukte wie Edener Marmeladen, Obst- und Gemüsesäfte, Edener Kraftnahrung als Fleischersatz über die Reformhäuser. Anregungen kamen ebenso aus Ideen, die im Friedrichshagener Dichterkreis zirkulierten. Ein entschiedener Förderer war der Soziologe und Genossenschaftssozialist Franz Oppenheimer, der auch das Siedlungsprojekt Bärenklau bei Velten begleitete. Zu den Vorstandsmitgliedern der Genossenschaft gehörte Paul Schirrmeister, eine der führenden Persönlichkeiten der Lebensreform. Der Freiwirtschaftler Silvio Gesell lebte zeitweise hier.



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