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Buntfarbene Nebel greifen
 nach den Türmen in der Stadt,
 die Moldau zieht brennende Streifen
 um die Mauern Wyschehrad.
 
 Leer sind die Gartenterrassen,
 kahl raschelt der wilde Wein,
 aber der Frühling geht durch die Gassen
 und schaut in die Fenster hinein.
 
 Ich geh über Plätze und Brücken
 im langsamen Schlenderschritt
 und trage ein banges Entzücken
 behutsam im Herzen mit.
 
 Die Schiffe schaukeln im Hafen,
 das Wasser rauscht beim wehr,
 die Mädchenkommen verschlafen
 aus klingenden Märznächten her.
 
 Die Heimat hat wunderschöne,
 die schönsten Kirchen der Welt,
 es ist ihr Glockengetöne
 von heimlicher Inbrunst geschwellt.
 
 Die Augen der Leute sind dunkel,
 von seliger Zuversicht feucht -
 der Veitsdom steht voll Gefunkel
 im letzten abendgeleucht.
 
 ( Altmodisches Frühlingslied, Paul Leppin ) 
 
 
 
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