Unterschicht

Auch die Unterschicht muss differenziert betrachtet werden. Es gibt die untere Unterschicht der Obdachlosen, Bahnhofstricher und Bettler, die mittlere Unterschicht der Plattenghetto-Bewohner »auf Hartz-IV« und die obere Unterschicht, die in ihrer Selbstwahrnehmung zur Mittelschicht gehören soll. Ihre Angehörigen sind erwerbstätig, legen großen Wert auf »Niveau« und lieben Kreuzfahrtschiffe. Im Beruf stehen sie im unteren Viertel der Hierarchien, tun aber so, als wären sie was. Infolgedessen sind sie bis über die Ohren verschuldet, haben Nebenjobs, machen camsex, dealen mit irgendwas. Und sie stehen unter Dauerstress: wirtschaftlich gesehen könnten sie jederzeit abrutschen, sozialpsychologisch gesehen könnten sie jederzeit ihr »Niveau« verlieren. Deswegen ist diese obere Unterschicht, zu der etwa 70% der Menschen in der BRD zu rechnen sein dürften, sehr anfällig für psychosomatische Erkrankungen und andere psychische Störungen.