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Horst Bienek (geb. 1930)
DAS ROHE FAKTUM DES TC)DES
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Niemand weint ' wenn der Tag
Mit hartem Celächter zerbricht,
Wenn die Angst furchtlos
Durch elektrisch geladne
Stacheidrahtwälder reitet,
Wenn verweste Fische
Mit stumpfschwertigem RÜcken
Die Irrlichter-Carmagnole tanzen.
Niemand weint,
Wenn in den törichte, Straßen
Und Linien der Untergrundbahnen
Sich die Blutgewitter entzünden,
Wenn CC)morrha nd Dresden
C;efesseit über verwitwete Städte taurneln,
Wenn toxische Winde
Sich in den leeren StLiben versammeln.
Niemand weint,
Wenn Soldaten di,- letzten
Verschwiegenen Türen aus Rauch zerstören,
Wenn wir ausgeliefert sind
Den liebkosenden Messern,
Die vom Irrsinn Genäht, Ratten
Nach unsern ents'etzten Blicken werfen.
Und nirgendwo regnet es. Niemand weiß, daß Tränen Die Träume der Toten in erhabene Abenteuer verwandeln.
Niemand weint schmerzverschwistert.
in den steinernen Wäldern (Vergilbt sind die Kehlen der Vögel) Hallen nicht mehr die Schritte Liebender.
Die Sterne, verwundet vom Klaggesang Aus der Tiefe,
Schwimmen in gepanzerte Himmelsschächte. Atomsicher.
jeder Bruder ist ein Kain
[v
Oberall
Dasrobe
Faktum
Des Todes.
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