Einsichten aus der Ethnologie: NEOPHILIE entsteht, wenn die instinktive menschliche Neugier sich frei entfalten kann und ist bei Naturvölkern für ALLE Menschen typisch. Neophobie ist dagegen eine weitverbreitete Zivilisationserscheinung, die auf der Unterdrückung und Kanalisierung der kindlichen Neugier beruht. Deshalb sind die Menschen fremdbestimmt-zivilisierter Gesellschaften im allgemeinen sehr viel fortschrittsfeindlicher und lernunwilliger als selbstkultivierende Wilde. Auszugleichen versucht dies die unkreative Massengesellschaft, indem einzelne Aussenseiter (ausgefreakte Künstler, verrückte Genies etc.) extrem neophil sein dürfen, damit die dumpfe neophobe Masse ihren Ideen bei überzeugendem Erfolg nachlaufen und sie zu einer neuen Tradition austrampeln kann. Die wahrhaft Neophilen aller Naturen und Kulturen aber wissen: Gute Tradition und echter Fortschritt bewegen sich immer jenseits von Gut und Böse und gehen spielend ineinander über. Polaritäten sind eine Weltsicht der Mittelmässigen und Fantasielosen.