Das Appartmenthaus war Anfang der Siebziger errichtet worden. Ein findiger Investor hatte sich die betuchteren Eltern der Studenten als Kapitalgeber herausgesucht: lösten sie doch gleichzeitig ihr Geldanlage-Problem und die Wohnungsprobleme ihrer Kinder an der Massenuniversität. So waren 4x 18 Stockwerke entstanden, schlanke hohe Blöcke, die aus reichlich angewachsenem Grün herausragten und über die Altstadt hinwegblickten. Von Osten her tobte das Autobahnkreuz, von Süden rasselte der Güterbahnhof. Aber immerhin: es waren Schiers erste eigene vier Wände, im 7. Stock, mit Blick zum Güterbahnhof. Aus einem schmalen Schlauch, aus dem man in ein winziges, fensterloses Bad gelangte, trat man in ein längliches Rechteck, in dem Schier mit seinen Eltern aus dem nahegelegenen Ikea seine ersten Möbel zusammengetragen hatte. Ein Esstischen drängte sich mit einer Bettcouch, einem Kleiderschrank, einem Schreibtisch nebst Stuhl und einem noch verhältnismässig wenig bestückten Bücherregal auf knapp 20 qm zusammen. Immerhin: es gab einen Balkon über die gesamte Fensterbreite, eine Balkontür. Schier legte seinen frisch gedruckten Studentenausweis auf den Tisch, und trat in die regnerische Luft des Frühsommerabends hinaus. Der Wind pfiff um die Blocks, und Dieselloks röhrten vom Güterbahnhof hinauf. Das, so hatte der Makler versichert, wäre aber nur bei Südwind deutlich zu hören, und der wäre verhältnismässig selten. Beim Wort genommen konnte der Makler darauf pochen, vom Südwind gesprochen zu haben - tatsächlich wehte er meist von Südwesten her, was die Dieselloks und das Kreischen der Bremsen nur sehr bedingt leiser werden lies. Schier ärgerte sich, daß sie nicht an einen Balkontisch und an Stühle gedacht hatten.