Ein Ghetto war es eigentlich nicht, in welchem Moses Goldfarb mit den Seinen wohnte, sondern eine echt polnische Juden-Schänke, welche hundert Schritte außerhalb des Dorfes an der Kaiserstraße stand, mit ihrem dürren Busch, ihren halberblindeten Fenstern, ihren ewigen Kothlachen vor der Thüre und den schmutzigen Trögen; aus denen die Pferde der vorüberkommenden Fuhrleute mit dem Schweif schlagend zu fressen pflegten; aber das Ghetto ist trotzdem überall, wo ein unverfälschter gläubiger Jude siedelt und die Thora ihre unsichtbaren, aber unübersteigbaren Mauern zwischen ihn und die übrige Welt schiebt, insbesondere, wo er so ganz allein, von seinen Brüdern entfernt, unter Christen lebt, wie Moses Goldfarb.
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