Gespenstisch an Marburg ist vor allem, dass diese Stadt fest in den Händen der Blinden ist; da sich am Ort eine renommierte Blindenstudienanstalt befindet, alle innerstädtischen Wege auf ihre Bedürfnisse eingerichtet sind und sich das entsprechende Netzwerk vor Ort befindet, bleiben viele Blinde nach dem Studium gleich in Marburg, und man muss als Sehender stets gewärtig sein, beim Flanieren über die schmalen altertümlichen Bürgersteige von einem Blindenkordon mit weit ausschwingenden weißen Stöcken auf die Fahrbahn gedrängt zu werden. Augenlose, wohin man sieht. Nach ein paar Stunden flüchtet man dann gerne in eine der zahlreichen verschnarchten Buchhandlungen vor Ort, vielleicht gleich gar ins Cafe 'Roter Stern' neben dem gleichnamigen Buchladen, blättert in einer der ausliegenden Analog-Scharteken und freut sich in neu erwachter Dankbarkeit seiner Glaskörper.
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