Wolf Wondratschek WER LANGE EINSAM WAR Wer lange einsam war, den ängstigt diese Nacht im Widerschein der roten Wände, der fällt, als sei er nirgends festgemacht, und fühlt im Fallen seine Hände wie in einem Schwur sich fassen. Ihm ist wie einem Kind, das früh verlassen war, die Liebe fremd und ihre Zeit. Es gehen Frauen auch durch seine Einsamkeit mit einem Lächeln, das ihm nicht mehr gilt. Sie gehen stolz und haßerfüllt vorbei wie Wesen, die wissen und fruchtbar sind. Dann bricht die Nacht im Hahnenschrei der Dämmerung. Das Schrecklichste, ihm zugedacht: noch wach, allein und ohne Gnade sein.