Ein interessantes Phänomen sind die »Reichsunmittelbaren«. 1806 gab es noch ein paar hundert davon. Das waren »reichsunmittelbare« Bauern - mit entsprechend stolzen Höfen, die einen Vergleich mit den Gütern des Adels jederzeit mithielten, sie sogar um einiges übertreffen konnten. Die meisten dieser Reichsunmittelbaren wurden irgendwann von den umliegenden Feudalherren eingesackt, einige hundert jedoch hielten sich wacker. Der Name entspricht häufig einem Adelsprädikat, was jedoch irreführend ist. Dennoch waren sie ein Reichsstand, und Inhaber der Gerichtsbarkeit auf ihrem Grund und Boden. Von Steuern und Abgaben nicht beplagt (die Reichssteuern erlangten niemals größere Bedeutung), kamen sie häufig zu beträchtlichem Wohlstand, auch ihre Lebenshaltung entsprach dem niederen Adel. Daraus hat sich eine Redenswendung gebildet, die gerade dabei ist, aus der lebenden Sprache zu verschwinden: »Bei der Taufe von der kleinen Elli habense aufgefahren, wie'n Reichsunmittelbarer«.
|