»Die Schatten an den Wänden der kleinen Höhle, die kaum größer als das Bierzelt eines Schützenfestes war, sprangen herum wie kleine Kobolde, als wollten sie der entspannten Ruhe des Feuers in der Mitte widersprechen. Sie zuckten hervor, verzerrten die Konturen des Felsens, hüpften in verborgene Nischen zurück, waren bizarr, geisterhaft oder zeichneten das nervöse Abbild von Köpfen und Schultern nach. Die Köpfe selbst bewegten sich kaum. Sie wogten nur ein wenig hin und her, im sanften Rhythmus der Gitarre, der die Höhle erfüllte; waren an einen Rucksack, eine zusammengerollte Decke gelehnt; auf angewinkelte Knie gestützt. Ein vielstimmiges Summen begleitete die Melodie des Liedes, das der Gitarrenspieler sang. Jedesmal, wenn er den Refrain einleitete, stimmten die anderen mit ein, ein wenig verhalten und gedämpft, als würde jeder die Trauer verspüren, die dem Lied seinen Vers gedichtet hatte...«
( Dirk Hegmanns: Rheinpiraten. Roman. Wuppertal: Hammer, 1996. S. 7 )
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