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prochild schrieb am 17.2. 2005 um 01:51:06 Uhr über

Brecht

DIE LIEBENDEN

Sieh jene Kraniche in großem Bogen!

Die Wolken, welche ihnen beigegeben

Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen

Aus einem Leben in ein andres Leben.

In gleicher Höhe und mit gleicher Eile

Scheinen sie alle beide nur daneben.

Daß so der Kranich mit der Wolke teile

Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen

Daß also keines länger hier verweile

Und keines andres sehe als das Wiegen

Des andern in dem Wind, den beide spüren

Die jetzt im Fluge beieinander liegen

So mag der Wind sie in das Nichts entführen

Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben

So lange kann sie beide nichts berühren

So lange kann man sie von jedem Ort vertreiben

Wo Regen drohen oder Schüsse schallen.

So unter Sonn und Monds wenig verschiedenen Scheiben

Fliegen sie hin, einander ganz verfallen.

Wohin, ihr? - Nirgend hin. - Von wem davon? - Von allen.

Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen?

Seit kurzem. - Und wann werden sie sich trennen? - Bald.

So scheint die Liebe Liebenden ein Halt.


Bertolt Brecht


(Gesungen im Bordell der Stadt Mahagonny)


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