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mcnep schrieb am 12.4. 2004 um 11:28:45 Uhr über

Armsünderschmalz

Schon immer war der Glaube verbreitet, daß den Körperteilen gewaltsam zu Tode gekommener Menschen eine heilbringende Wirkung anhafte. Im alten Rom pflegten zahlkräftige Bürger das Blut der getöten Gladiatoren zu trinken und noch in der frühen Neuzeit wird das Blut von Geköpften als Heilmittel gegen die Epilepsie empfohlen. Gürtel aus Menschenhaut galten als apotropäisch, Hirnschalen wurden zu Trinkgefäßen gestaltet, die die Wirkmächtigkeit der daraus genossenen Medizin vervielfachen sollten. In manchen Zeiten und Regionen nahm der Handel mit Leichenteilen der Hingerichteten ein solches Ausmaß an, daß schon wenige Stunden nach dem Erhängen ein Leichnam praktisch vollständig zerlegt war und seinen Weg in die (Haus)Apotheken nahm, was zum Teil durch amtliche Erlasse untersagt werden mußte. Besonders begehrt war Menschenfett, anderswo Armsünderfett oder Armsünderschmalz genannt. Aus einer naheliegenden Analogiebildung heraus wurde es vor allem bei den als 'kalt' und 'zehrend' verstandenen Erkrankungen wie Gicht und Arthrose, Tuberkulose und Anämie angewandt; anderswo, etwa im Wutachtal, galt es als Panazee. Der Vertrieb von Menschenfett war keinesfalls Quacksalbern und Wunderdoktoren überlassen, noch die Dresdner Medizinaltaxe von 1761 listet es unter den zu handelnden Arzneien.


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