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voice recorder, am 24.1. 2003 um 17:02:54 Uhr
Medizin

kondolenzstreifeenschreibenden15februar

Der Öffentlichkeit sind die Unsicherheit und Verwirrung cier besten ihrer Gesundheits-Bürokraten nicht verborgen geblieben. Die Zeitungen sind voll von Berlc'hten über den Gesinnungswandel fahrender Mediziner: die Pioniere der sogenannten wissenschaftlichen Durchbrüche von gestern warne, die Patienten vor den Gefahren der eben erst von ihnen erfundenen Wunderkuren. Politiker, die für die Nachahmung des russischen, schwedischen oder britischen Modells einer verstaatlichten Medizin eintraten, sind beschämt, weil die jüngsten Vorgänge zeigen, daß ihre vielgelobten SYsteme höchst effizient die gleichen pathogenen, d.h. krankmachenden Therapien produzieren, wie sie der kapitalistische Medizinbetrieb - wenn auch bei weniger Gleichheit des Versorgungsanspruchs - hervorbringt. Die moderne Medizin macht eine Vertrauenskrise durch. Bei dieser Feststellung stehenzubleiben Wäre verfehlt; damit würden wir lediglich eine sich selbst erfüllende Prophezeiung abgeben - und mögliche Panik nähren.
Dieses Buch will zeigen, daß kein Grund zur Panik besteht. Eine verantwortliche öffentliche Diskussion der latrogenen Pandemie, die allerdings mit der konsequenten Entmystifizierung aller medizinischen Belange beginnen müßte, wird das Gemeinwohl nicht gefährden. Gefahr droht vielmehr durch eine passive Öffentlichkeit, die bereit ist, sich mit oberflächlichen medizinischen Retuschen zu begnügen. Die heutige Krise der Medizin wird es dem Laien vielleicht ermöglichen, selbst wieder die Kontrolle über die medizinischen Erkenntnisse, Theorien und Entscheidungsprozesse zu erlangen. Die Säkularisierung des äskulapianischen Tempels könnte die Legitimität jener im Grunde religiösen Dogmen in Frage stellen, zu denen die Industriegesellschaften vom rechten bis zum linken Rand des Spektrums sich heute bekennen.
Ich.behaupte nun, daß der Laie, und nicht der Arzt, potentiell den Überblick und tatsächlich die Macht besitzt, der heutigen iatrogenen Epidemie ein Ende zu setzen. Dieses Buch will daher dem Laien einen begrifflichen Rahmen bieten, mit dessen Hilfe die Kehrseite des Fortschritts gegen dessen der Öffentlichkeit bekannteren Vorzüge einzuschätzen wäre. Dabei arbei-

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ten wir mit einem Modell der gesellschaftlichen Wertung des technischen Fortschritts, das ich an anderer Stelle' ausgeführt und bereits auf das Bildungswesen' und die Transportsysteme' angewendet habe und das mir nunmehr helfen soll, meine Kritik an der zünftischen Monopolisierung und am Szient'smus des Gesundheitswesens zu formulieren - Phänomene, die wir in allen hochindustrialisierten Ländern finden können. Die Gesundung der Medizin gehört, wie ich meine, unabdingbar zu der sozio-ökonomischen Umkehr, von der Teil IV dieses Buches handelt.
Die Fußnoten spiegeln den Charakter des Textes wider. Ich nehme mir das Recht, jenes Monopol zu brechen, das der akademische Betrieb über das Kleingedruckte am unteren Seitenrand ausübt. Ein Teil der Fußnoten dokumentiert die Informationen, die ich verwendet habe, um meine eigenen Vorstellungen von einer optimal begrenzten Gesundheitsfürsorge zu entwickeln und zu verifizieren - eine Perspektive, die demjenigen, der die zitierten Fakten gesammelt hat, nicht unbedingt vorschwebte. Mitunter zitiere ich meine Quellen nur als Augenzeugenbericht eines Autors, ohne seine Folgerungen zu übernehmen, da diese somit aus zweiter Hand wären und die relevanten öffentlichen Entscheidungsprozesse nicht beeinflussen sollten.
Die meisten Fußnoten sollen dem Leser jene bibliographischen Hinweise geben, die ich gern vorgefunden hätte, als ich mich, als Außenseiter, erstmals in die Thematik des Gesundheitswesens einzuarbeiten begann und versuchte, mir ein kompetentes politisches Urteil über die Effizienz der Medizin zu bilden. Diese Fußnoten beziehen sich auf bibliographische Hilfsmittel und Nachschlagewerke, die ich in jahrelanger selbständiger Forschung schätzen gelernt habe; und sie verzeichnen die Lektüre - von technischen Monographien bis hin zu Romanen -, die für mich von Nutzen gewesen ist.
Und schließlich habe ich in den Fußnoten meine- eigenen häufig das Thema erweiternden oder es mit anderen Problemen verknüpfenden - Vorschläge und Fragen untergebracht, die, stünden sie im Haupttext, den Leser ablenken könnten. Der

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