Lederhose

Als Flüchtling aus der Sowjetzone hatte ich immerhin meine ziemlich ausgewachsene Lederhose gerettet. Ich war 14, wir hatten eine Notwohnung in einer stillgelegten Fabrik und einen langen Schulweg - 3 km zu Fuß zur Straßenbahn, weitere 15 km bis zum Gymi in der Stadt.
Nach der Währungsreform bekam ich ein Fahrrad. Als der Winter anfing, morgens lag Reif auf den Wiesen, schlug mir ein Klassenkamerad eine Wette vor: Wer als erster lange Hosen trägt, zahlt dem Gewinner sein monatliches Taschengeld». Irgendwann im Dezember gab ich auf. Mein Banknachbar, auch ein zäher Bengel feixte: «Der Peter (so hieß der Gewinner) muss zur Strafe bis zu den Weihnachtsferien kurze Hosen tragen. Aber der wohnt fast hier um die Ecke."
Das erzählte ich zu Hause. Meine Mutter war nicht zimperlich. Ich sollte und wollte abgehärtet sein. Mutter schlug vor: »Willst du nicht versuchen den ganzen Winter durchzuhalten?« Ich war einvestanden - und der einzige im Gymi der das durchhielt.