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Die Verharfung der französischen Musik im 19. Jahrhundert darf fraglos zu einer der großen kulturellen Tragödien der Menschheitsgeschichte gezählt werden und markiert den Abstieg einer einstmals bedeutenden Stilrichtung von der Kammer– zur Salonmusik. Nicht zuletzt Claude Debussy war es, der unter dem Deckmantel impressionistischer, dass heißt Stimmung und Klang verpflichteter Tongebilde einen Werkkanon zementierte, der bis heute befähigt ist, jenes Gros der Menschheit, das nicht zum Stand der Berufsharfenisten zu zählen ist, in den nervlichen Ruin zu treiben. Doch auch andere Musiker, wie Roussell, Faurè, selbst der unverächtliche Maurice Ravel erlagen den Bestechungsversuchen der Harfenistenlobby, die wie ein dunkler Pilz die Pariser Orchestergräben durchzog. Inzwischen ist das Harfenwuchern längst wieder eingedämmt und die unsäglichen Erzeugnisse dieser finsteren Zeit treten meist nur noch auf Benefizgalas und in überteuerten Speiselokalen vor die Ohren eines wehrlosen Publikums.
(Im nächsten Kapitel lesen sie: Der Flötenterror)
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