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Johnson-Syndikat schrieb am 31.7. 2005 um 18:52:12 Uhr über

Babendererde

"Am südlichen Rand der Stadt hielt sich der dunkle grüne Bogen des alten Walls um die weite freie Fläche eines Platzes, auf dem der Dom breit und zuverlässig lagerte in seinem großen ausgetrockneten Rot. Über die Bäume am Mittelschiff hob sich der Turm in den Himmel, seine groben Kanten zitterten im Licht. Die goldenen Ziffern und Zeiger auf der großen schwarzen Uhrplatte wiesen wenige Minuten vor ein Uhr.
Die Schulstraße lief längs des Domplatzes neben niedrigen hitzeharten Häusern, überbrückte den hier ziemlich breiten Stadtgraben und hielt am Wall an vor einem tüchtigen ordentlichen Gebäude mit drei Fensterreihen übereinander und zwei leeren Fahnenstangen vor einem großen Eingang. Der lange Streifen Sandsteins in dem endlosen tiefroten Gemäuer sagte, dies sei die Gustav-Adolf-Oberschule. An der dem Domplatz zugekehrten Schmalseite des Hauses standen die Fenster offen. Aus dem ersten Stock redete eine unnachsichtige Stimme etwas offenbar Unzweifelhaftes. Darüber war es still.
Der Klassenraum war ein staubig strahlender Hohlwürfel, der in seinen Kanten zitterte. Durch seine Fenster fielen breite Bahnen Sonne und schoben sich unmerklich weiter: über zerkratzte Tische und Hände und Hefte und Mappen und Gesichter und stumpf glänzendes Linoleum: dies war tröstlich als ein Zeichen, dass die Zeit nicht stehen bleibe..."

( UweJohnson, »Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953« )


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