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»Religion ist die Begegnung mit dem Absoluten.« Ich glaube, dieser Satz ist von irgendeinem der vielen Feuerbachs. Über etliche Jahre hat er mir genügt. Heute würde ich versuchen, es so zu sagen: Religion bedeutet die Bejahung einer transzendenten Instanz, die in ihren letzten Gründen rein verstandesmässig nicht erfassbar ist. In diesem Sinne religiös ist jeder, der sich in seinem Denken in irgendeiner Weise auf eine Gottheit bezieht, meinethalben auch auf »jenes höhere Wesen, das wir verehren« (Böll, Heinrich: Dr. Murke's gesammeltes Schweigen). Man darf Religiösität daher als eine existenzielle Grundhaltung begreifen, deren »Alternative«, wenn man mal von Sektierereien jedweder Couleur mal absieht, in der »homo mensura«-Lehre besteht: dem Mensch als dem Maß aller der Dinge. Die Alternative steht in Gänsefüsschen, weil sie keine echte Solche ist: man hat nämlich wohl keine wirkliche, keine freie Wahl zwischen der religiösen und der nicht-religiösen Geisteshaltung.
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