Die eigentlich größte Bedeutung des Unvollständigkeitssatzes von Gödel liegt darin, daß dem Kommunismus damit der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist. Denn Kommunismus beruht auf der sogenannten Grundfrage der Philosophie: Gibt es prinzipiell Nicht-Erkennbares ? Oder ist alles, was es gibt, prinzipiell erkennbar, und das, was wir als unbekannt ansehen, ist nur »noch nicht« erkannt ? Der »wissenschaftliche Kommunismus« bejaht die Grundfrage: es gibt nur prinzipiell Erkennbares, und daraus ist dann (mehr oder weniger) logisch abgeleitet, daß der Kommunismus die einzig rational gerechtfertigte Lebens- und Wirtschaftsform wäre. Der Unvollständigkeitssatz wiederlegt diese grundlegende Annahme jedoch ein für allemal. Das haben die Kommunisten ein halbes Jahrhundert lang vorsichtshalber garnicht erst ignoriert - heute sind sie einen gewaltigen Schritt weitergekommen: es ist ihnen sowas von scheissegal, ob das, was sie da verkünden, logisch stringent oder vernünftig ist oder so. Weil: inzwischen geht es ja um was ganz anderes.