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Stöbers Greif schrieb am 31.1. 2000 um 21:03:36 Uhr über

Watte

In jeder anderen Jahreszeit als im späten Herbst ist eine Harzreise lediglich ein literarisches Wagnis. Im November gebührt ihr bereits der Rang jener beharrlichen Fahrten, die man als »Unternehmungen« bezeichnet. Den gefährlichen und damit ein wenig eitlen >:-} Versuch, den Spuren genialer Harzreisender (im wörtlichen Sinne der Wendung) zu folgen, läßt die betrübliche Aussicht auf Regen, Nebel und Wind noch bedrohlicher erscheinen. Am schlimmsten aber ist die Gewißheit, daß es kleine Städte sind, in denen der Wind weht, der Regen regnet und der Nebel durch die Gassen dahinzieht, über die niedrigen Dächer, die gleichsam zu tief sind, um ihn aufhalten zu können. Wahrscheinlich wissen sie nicht, was das heißt: fremd in einer kleinen Stadt zu sein, in welcher der November herrscht. Jede Stunde ist lang wie ein Bußtag, unheimlich wie ein Totensonntag, von einer geradezu spiritistischen Feierlichkeit, bei der man nicht nur Gespenstern begegnet, sondern auch sich selbst in ein Gespenst verwandelt. Der Tag ist nicht wie ein Tag, sondern wie eine Ausgeburt der Nacht. Zwischen Morgen- und Abendgrau lagert ein Stück dichter und nasser Watte.


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