Der Dichter, den sie jüngst begraben, war eine Erscheinung, die nicht erst der Verklärung des Todes bedurfte. Sie leuchtete schon im Leben wie ein schöner, heller Stern und wird leuchten im Gedächtniß derer, die ein Herz für deutsches Lied haben, die ihn kannten, die ihm näher standen. Wer den Mann vor dreißig Jahren sah, als seine begeisterten Polenlieder, vor Allem seine „Letzten Zehn vom vierten Regiment“, die Gemüther entflammten, als sein „Andreas Hofer“ entstand, den er, wie er einst selbst sagte, mit den besten Tropfen seines Herzblutes geschrieben – wer ihn damals sah – wie er fest und energisch einherschritt, das Haupt umwallt von tiefschwarzen Locken, von südlich gebräunter Gesichtsfarbe und einem Auge, so tief und gluthvoll blickend und von den dichtesten, hochgeschwungenen Brauen überschattet, daß man glaubte, einen Sohn der heißen Zone vor sich zu sehen – wie hätte der es für möglich gehalten, daß diese so glänzende, von der Natur verschwenderisch ausgestattete Erscheinung schon nach wenigen Jahren den Keim jener geheimnißvollen Krankheit in sich tragen würde, welche ihn auf dem Leidenslager streckte, wie dauernder und schmerzensreicher es das Geschick für einen armen Sterblichen nicht ersinnen kann!
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