Steig nieder, Maid, von jener Bergeshöh!
(So sang der Schäfer). Was erfreut dich dort
In kalter Höh’, auf lichtem Hügelfirst?
Hör auf, so nah dem Himmelszelt zu thronen,
Ein Sonnenstrahl, auf welkem Tannenbaum,
Ein Stern, auf funkelnder Gipfelhöh’ zu ruhn;
Und komm – denn Liebe weilt im Thale – komm,
Denn Liebe weilt im Thale, komm herab
Und finde sie! – auf froher Schwelle steht sie,
Auch Hand in Hand mit „Fülle“ in dem Mais,
Besprengt auch mit der Kufen Purpurschaum;
Auch unter Reben lauscht sie, scheut sich nicht
Mit Tod und Morgen auf dem Mond zu wandeln.
Du hascht sie nimmer in der weißen Schlucht,
Noch findest sie verirrt auf flachem Schnee,
Der sich zu rissigen Sturzlawinen ballt,
Den Strom aus seinem finstern Bett zu treiben.
Drum folge mir; komm mit dem Strom herab,
Im Thale sie zu finden! Lass allein
Die wilden Adler krächzen, gähnen lass
Geborstne Klippen dort, und ihren Dunst
Geringelten Wasserrauchs verschwenden, der
Wie ein gebrochner Vorsatz stiebt ins Nichts.
Nicht so zerstiebe du! das ganze Thal
Erwartet dich – o komm! Azurne Pfeiler
Des Herdes steigen lockend für dich auf;
Es rufen dich die Kinder all’, und ich,
Dein Schäfer, flöte; süß ist jeder Ton,
Süßer dein Wort, doch süß ist jeder Ton;
Viel’ tausend Bächlein tanzen durch das Feld,
Die Tauben girren auf den alten Ulmen,
Und zahllos summen Bienen durch die Luft.
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