Vernunft

Die Einstellung des aufklärerisch geprägten Menschen zur Vernunft kann nur mit inbrünstiger Gläubigkeit beschrieben werden. Die menschliche Vernunft in der reinsten Form abstrakter, logischer Formeln wird zum Maßstab aller Dinge. In der Vermehrung dieser Formeln, die von einem Ende des Universums zum anderen reichen, wird der Fortschritt gesehen, an deren Ende ein Paradies der Rationalität liegt, was man sich als »Kreuzung zwischen Kloster und KZ« (Stauffenberg über das Führerhauptquartier) vorstellen kann. So kleingeistig sind diese Vernunftgläubigen, daß sie es bis heute ignorieren, daß Gödel und Heisenberg schon zur Mitte des letzten Jahrhunderts ebenso abstrakt wie logisch die Grenzen des Absurden erreichten, wie der blutige Hexensabbat der Moderne, der zu gleicher Zeit tobte.