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mcnep, am 14.12. 2002 um 12:26:52 Uhr
Beutelschneider

Die Königinn von Navarra, Margarethe, erzählt, daß ein iunger Prinz der seine großen Eigenschaften kennbar genug gemachet habe, ungeachtet sie ihn nicht nennet, so oft er auf Buhlschaft ausgegieng und bey einer Advocatenfrau in Paris schlafen wollte, weil ihn sein Weg durch eine Kirche durchgeführt, niemals vor diesem heiligen Orte weder auf dem Hinwege noch auf dem Rückwege vorbeygegangen, daß er nicht sein Gebet und seine Andacht verrichtet hätte. Ich lasse einen ieden urtheilen, zu was er die göttliche Gnade gebrauchet, da seine Seele mit so schönen Gedanken erfüllet war. Indessen führet sie dieses dennoch als einen Beweis einer sonderbaren Andacht an. Aber beweiset nicht schon dieses genugsam, daß die Weibspersonen theologische Materien abzuhandeln untüchtig sind. Ein wahrhaftiges Gebet und eine heilige Versöhnung mit Gott, kann bey keiner unreinen, und zu eben der Zeit der Herrschaft des Satans unterworfenen Seele statt haben. Derienige, welcher Gott zum Beystande anrufet, wenn er auf einem lasterhaften Wege gehet, macht es ebenso wie ein Beutelschneider, der die Justiz zu Hülfe rief, oder wie dieienigen, die Gott bey einer Lügen zum Zeugen anrufen.

Des Herrn von Montagne Versuche
I. Buch, LVI. Hauptstück (638ff)


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