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mcnep schrieb am 17.10. 2008 um 08:06:59 Uhr über

Fluchtlinkpoesie

Lyrik funktioniert oft genau so wie Fluchtlinks, nur muss der arme Dichter, um vom Leser mit in Gang gesetzter Imagination belohnt zu werden, die Raumkoordinaten, aus deren Begrifflichkeiten die Sinnkadenz notiert wurde, mit dem Füllstoff der Semantik ausstopfen. Ein Beispiel: Vorhin beschert mir der Blaster die Fluchtlinkkette Fensterscheibe - Einladung - Zahlreicheschmetterlingedemonstrierenheutegegenden - Selbstbetrugsversuch - Staatsknete. Es ist offensichtlich, dass die letzten drei schon ohne jede weitere Ergänzung einen sinnvollen Satz ergeben, und die beiden ersten gehen auch ohne Gewalt gut zupass. Soviel Schmiegsamkeit beim Wortmaterial ist jedoch eher die Ausnahme, und je unzusammenhängender das Ausgangsmaterial, desto mehr muss der Fluchtlinkpoet zu syntaktischen Aufbauten greifen, die den Blick auf das ursprüngliche Link-Pentagramm oft rettungslos verstellt. Und wenn europäische Lyrik wenig Worte machen will, ist zwischen Verknappung und Verrätselung meist nur ein schmaler Spalt, durch den nur selten ein Gassenhauer schlüpft. Das chinesische Prinzip des Ideogramms, die Erschaffung eines neuen (Sprach)Bildes durch Kombination bereits bestehender Zeichen, ist dem getupften Charakter des Assoziationsgedichts näher. Vielleicht mit ein Grund, warum im Blaster eine Vielzahl ausgezeichneter Haiku, aber kaum ein ernst gemeintes, für den Blaster verfasstes u n d brauchbares Gedicht westlicher Prägung gibt.


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