Der Sinn dieser Bestrebungen ist zu verstehen. In der Metropolitan-Oper wurden bisher alle Opern in der Ursprache aufgeführt. Welche Grosstadtbühne der Welt aber kann es sich heute noch leisten, ihrem Publikum Werke in drei landfremden Sprachen – deutsch, italienisch, französisch – vorzuführen? Freilich – der Wechsel zur englischen Sprache bedingt eigentlich, dass ein Stamm heimischer Werke vorhanden ist. Da liegt das Problem. Gathi-Casazza, der bisherige Leiter, hat sich eifrig bemüht, die amerikanische Oper zu pflegen – aber es war wenig da, was er pflegen konnte. Die Amerikaner möchten gern Opern komponieren, wie sie überhaupt gern alles selber machen möchten. Begreiflich und keineswegs zu tadeln – nur mit dem Gelingen geht es trotz liebevollster Förderung von allen Seiten langsam voran, und gerade mit der Oper will es noch gar nicht glücken. Louis Grünbergs „Emperor Jones“, ganz auf eruptiv deklamatorischen Stil gestellt, ist ein Werk von Charakter und betont zeitgemässer Haltung, den Amerikanern aber „zu modern“. Die sonstige amerikanische Opernmusik bewegt sich im verwässerten Puccini- oder Massenet-Stil, sie hat noch keine landeigene Physiognomie gefunden.
|