Schömberg saß im Sprechzimmer des Arztes, der ihn in der Reha-Klinik Bad Liebenstein in Empfang nahm. Anamnese nannte man das. Vor sich hatte er Schömbergs Krankenakte aus der Unfallklinik. Er hatte Schömberg befragt, ihn einige Übungen ausführen lassen, und sich befriedigt über die nur geringen motorischen Störungen gezeigt. Besorgter zeigte er sich über Schömbergs Beschwerden im Umgang mit Sprache - seine Schwierigkeiten beim Sprechen, seine geringe Aufnahmefähigkeit beim Lesen. Doch der Arzt demonstrierte Zuversicht: »Wir haben schon viel schlimmere Fälle wieder auf einen guten Weg gebracht!« Er erläuterte Schömbergs Kurprogramm: Kneippsche Anwendungen, Güsse, Wassertreten, durchblutungsfördernde Bäder - Ergotherapie. »Und viel Bewegung an der frischen Luft!« Bad Liebenstein in den sanfteren Hügeln des Thüringer Waldes gelegen böte dafür reichlich Gelegenheit ! Und wie um das Ende des Gespräches anzudeuten, fragte der Arzt, ob es sonst noch etwas gäbe. Schömberg fasste sich ein Herz, und berichtete kurz von diesem merkwürdigen langen Traum, den er im Koma gehabt habe, sich fast an jede Einzelheit habe erinnern können. Sex mit seinem Sohn Lars und ähnliches. Der Arzt runzelte die Augenbrauen, blätterte kurz in Schömbergs Akte. Seine Privatversicherung umfasse auch eine Psychotherapie - das könne man durchaus tun, um diesen Traum zu verarbeiten. Er würde einen Termin mit einem Psycholtherapeuten klarmachen. Damit war Schömberg dann entlassen.
|