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tom10437 schrieb am 12.8. 2007 um 23:43:36 Uhr über

Willfährigkeit

Seit der Französischen Revolution müssen die Sachverhalte der oligarchischen Herrschaft und der Ausgrenzungen immer geschickter verschleiert werden. Canfora zeigt, dass nicht zufällig im Zusammenhang mit der Einführung des allgemeinen Männerwahlrechts unter Louis Bonaparte der moderne Populismus gegenüber den »werktätigen Klassen« entstand, gepaart mit einer »ostentativen Willfährigkeit gegenüber der katholischen Kirche« und einem Bündnis »mit wirtschaftlich starken Kreisen«, die ihm Eintritt und Verbleib in der politischen Arena absicherten. Das von Louis Bonaparte »in offenem Dissens zu einem rückständigen und auf sich selbst bezogenen Parlament« staatsstreichartig durchgesetzte Wahlrecht schloss allerdings alle aus, die keinen dreijährigen festen Wohnsitz nachweisen konnten. Adolphe Thiers - der spätere Schlächter der Pariser Commune - nannte die durch ein Gesetz von der Urne ferngehaltenen Menschen die »gemeine Menge«. Realiter handelte es sich um die Wanderarbeiter, die mehr als ein Viertel der potenziellen männlichen Wählerschaft ausmachten. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu sehen, dass die heutige »Festung Europa« noch nach demselben Muster gestrickt wird. Leben doch heute in dieser Wiege der Demokratie Millionen von Menschen, die kein Wahlrecht besitzen. Sie dürfen - oder vielmehr: müssen - arbeiten und Steuern zahlen, das Rechtsstatut und das Bleiberecht des Staatsbürgers wird ihnen jedoch nicht gewährt.


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