Antinational

Es war wohl doch keine so gute Idee, während dieses Fußballspiels in die Stadt zu gehen. Die Zeit des Spiels verbrachte ich zwar ungestört und umgeben mit guter Musik in einem Plattenladen, doch als ich danach wieder auf die Straße trat, sah ich mich sofort den ekelhaftesten Kundgebungen des Nationalismus ausgesetzt. Es war unmöglich die Fahnen und jubelnden Menschen in hupenden Autos zu ignorieren.
Immerhin weiß ich bis jetzt noch nicht, wieviele Tore geschossen wurden.

In manchen Aspekten bin ich sehr deutsch, befürchte ich. Bach und Hölderlin, Grünewald, Peter van Eyck, Mercedes undsoweiter stehen mir näher als Strawinski und Anatole France, Modigliani, Brad Pitt und Chrysler. Der Unterschied zum Nationaldeutschen ist allerdings der, daß ich darauf nicht stolz bin, zumal ich als latent polnisch-jüdischer Bastard keinen Anspruch erheben könnte, sondern mich einfach freue, daß ich bei manchen schönen Dingen weder Zoll noch Untertitel brauche.