Man sollte sich bei der Beurteilung eines Professors (oder des »Professors« schlechthin) daran erinnern, daß es sich um einen angestellten Gelehrten handelt - sein Ahne ist nicht der unter Lebensgefahr »entdeckende« Forscher, sondern der Hofrat. Um Professor zu werden, muß man sich in seinem jeweiligen Fach genau mit den Veröffentlichungen derer beschäftigen, die schon Professor sind. In einer Fülle eigener Aufsätze und Bücher hat man zu beweisen, daß man sie alle kennt, und sehr hoch achtet, mit ihnen auf einer gemeinsamen Grundlage steht, und aus ihren Werken die Anregung eigenen Denkens entstammen. Die besten Chancen, Professor zu werden, hat dabei derjenige, der genau das schreibt, was die Professoren, die der Berufungskommission angehören, selbst geschrieben hätten, wenn sie denn dazu kämen, sich diesem Thema einmal zu widmen. Dann ertönt der »Ruf«: Der gehört zu uns, der ist einer von uns, wir wollen ihn aufnehmen in unserer Bruderschaft der geistigen Elite.
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