>Info zum Stichwort Sterbebett | >diskutieren | >Permalink 
Mcnep schrieb am 18.9. 2001 um 10:34:12 Uhr über

Sterbebett

In jenem kleinen Bett, fast Kinderbett, starb die Droste
(zu sehn in ihrem Museum in Meersburg)
auf diesem Sofa Hölderlin im Turm bei einem Schreiner.
Rilke, George wohl in Schweizer Hospitalbetten,
in Weimar lagen die großen schwarzen Augen
Nietzsches auf einem weißen Kissen
bis zum letzten Blick
alles Gerümpel jetzt oder gar nicht mehr vorhanden,
unbestimmbar, wesenlos
im schmerzlos–ewigen Verfall.

Wir tragen in uns Keime aller Götter,
das Gen des Todes und das Gen der Lust
wer trennte sie: die Worte und die Dinge,
wer mischte sie: die Qualen und die Statt,
auf der sie enden, Holz mit Tränenbächen,
für kurze Stunden ein erbärmlich Heim.

Kann keine Trauer sein. Zu fern, zu weit,
zu unberührbar Bett und Tränen,
kein Nein, kein Ja,
Geburt und Körperschmerz und Glauben
ein Wallen, namenlos, ein Huschen,
ein Überirdisches, im Schlaf sich regend,
bewegte Bett und Tränen
schlafe ein!

Gottfried Benn, 6. 1. 1956


   User-Bewertung: +4
Nicht vergessen: Wenn Deine Texte von anderen als schlecht bewertet werden, erhälst Du in Zukunft weniger Bewertungspunkte. Daher unser Tipp: möglichst gut verständliche Texte schreiben!

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Sterbebett«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Sterbebett« | Hilfe | Startseite 
0.0078 (0.0047, 0.0016) sek. –– 818687029