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Christine schrieb am 23.9. 2017 um 22:18:33 Uhr über

stimmenhören

Hatte Camillo jemals ein sympathisches Gesicht oder war es nur das Bild dieser Reifenstapel, dieser Geruch nach altem Gummi, der so gar nicht zu antiker Philosophie zu passen schien? Das Haus, in dem die Seminare, die eher Monologe waren, die Abende füllten, gibt es schon lange nicht mehr. Die feuchten Matratzen boten schon Kinderlähmung und Schwindsucht die Grundlage - gleich neben dem Friedrichstädter Friedhof. Hab Camillos Klatsch Chirosophie entgegengesetzt. Viel brauchte es nicht. Kaum einer hörte länger zu. Es genügten wenige Worte um ein Abendbrot zu erwirtschaften, erstaunlich wenige Worte. Am liebsten war mir der Saturn. Das Wort »Ruhe« einzuflechten, tat gut. Wechselweise löste es Wohlwollen und Missmut aus. Nur dieses eine Wort. Damit zu spielen, war kaum nötig, so viel Bühne es da in der Mimik fand. Zum Glück gibt es ja die Handlinien, die sofort zum Horizont werden können. Handwärme und Atemtiefe sind Geländer genug. Außerdem genügt meist bereits Stille. Die Zeit arbeitet für mich, sobald ich die Hand betrachte und sie vielleicht sogar berühre. Je weniger sich verändert umso mehr Adrenalin scheint zu fließen. Egal. Fünf DDR-Mark in zwei Minuten. Ein effektiverer Schnitt als Camillos Schuhputzerei, für die noch Material und Schemelschlepperei nötig war. Es auf mehr als zwei Minuten auszudehnen war Quatsch. Dann verlagerte sich sonst der Stress auf mich, da Dritte dazukamen und zu vergleichen begannen. Bordsteinmeditation mit Voyeur.


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