Schneewittchen

Die Tochter einer Bekannten spielte die Rolle des Schneewittchens vor ein paar Monaten bei einem Theaterprojekt, einer selbst kreierten modernen Adaption des Märchens. Ihr Bühnenkostüm bestand aus einem langen braunbeigen Wickelrock mit Schärpe und einer (wie sie stets betonte für sie untypischen) weißen Rüschenbluse. Sie wirkte in dem Outfit eher wie eine junge Frau, die sich für die weihnachtliche Bescherung oder den Sonntagsbesuch bei der Schwiegermutter in spe fein gemacht hatte, als eine Prinzessin.

Als sie nach dem Biß in den vergifteten Apfel »tot« umfiel, tat sie das jedoch mit der Würde einer Dame, die in aller Öffentlichkeit ohnmächtig wird.
Und auf der Bahre weiße Rüschen an der Totenkleidung - wie passend.

Auf der »after-show-party« anschließend machte sich Schneewittchen den Spaß in der (für sie doch so untypischen !) weißen Rüschenbluse zu erscheinen.
Den bodenlangen, blickdichten Rock hatte sie jedoch gegen einen knapperen, kürzeren und schwarze Lederstiefel eingetauscht. Ein modernes Schneewittchen halt.

An einem Wintertag sitzt eine Königin am Fenster, das einen schwarzen Rahmen aus Ebenholz hat, und näht. Versehentlich sticht sie sich mit der Nähnadel in den Finger. Als sie drei Blutstropfen in den Schnee fallen sieht, denkt sie: „Hätt’ ich ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen!“

Ihr Wunsch erfüllt sich, und sie bekommt eine Tochter, die Schneewittchen genannt wird, weil sie helle Haut, rote Wangen und schwarze Haare hat.

Hochdeutsch Schneeweißchen.
Das reimt sich allerdings auf einen anderen Körperteil. Aber der kann auch süß sein.