PeterMeier saß in seinem Büro und wälzte einen dicken Aktenordner, der den Neubau einer Reha-Klinik im Märkischen Kreis zum Inhalt hatte. Am Nachmittag würden Vertreter des Investors und des Ingenieurbüros kommen. Es ging um Kapazitäten, notwendige Einrichtungen, Richtlinien, Fördermittel, Kostensätze. Er mußte sich konzentrieren, was ihm nicht sehr leicht viel, an diesem Vormittag, an dem AgatheBauer einen nassen Schwamm über einem Schüler ausgedrückt hatte, und ihre jüngere Cousine SandraMeier, PeterMeiers geschiedene Frau, mit einem großen dicken Mann flirtete, der wie so oft zwei belegte Brötchen in ihrer kleinen Bäckereifiliale kaufte. Denn PeterMeier quälte die Vorstellung, daß ausgerechnet AdrianMüller, dieser schnöselige Sohn seiner Freundin ChristineMüller ein ganzes Wochenende lang auf sein Töchterchen Verona aufpassen sollte. Er mochte diesen Jungen nicht, der keinen Respekt hatte vor Leuten wie ihm, der nur noch eine Führungsebene zwischen sich und dem Vorstand der AOK hatte, und dessen Karriere noch lange nicht zuende war. Und er mochte auch die Vorstellung nicht, daß ganze dann auch noch mit der Lüge über den plötzlichen Unfalltod einer erfundenen Schwester von ChristineMüller im Nachhinein zur rechtfertigen, weil irgendwas mußte man ja sagen. Aber es ging ja wohl nicht anders. ChristineMüller hatte ihm eindeutig klar gemacht, wie wichtig dieses Wochenende nicht nur für ihre Karriere in der AOK, sondern auch für ihre Beziehung als solche sei. Als ChristineMüller dieses schwerste aller Geschütze aufgefahren hatte, um seinen Widerstand zu brechen, war es PeterMeier sehr unbehaglich geworden, und seitdem hatte er zwar das eine oder andere Mal das Bett wieder mit ChristineMüller geteilt, war dabei jedoch von einer solchen Lustlosigkeit gewesen, daß es auch nur wenig half, daß ChristineMüller ihm ausnahmsweise die aktivere Rolle zugestanden hatte.
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