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wuming schrieb am 20.8. 2010 um 07:21:41 Uhr über

Methode

Schriftkultur, verstanden als ein universelles und immerwaehrendes Medium fuer Ausdruck, Kommunikation und Bezeichnung hat eine romantische oder auch demokratische Haltung gegenueber Kunst, Politik und Wissenschaft gepflegt. Sie ging von folgenden Voraussetzungen aus: da jeder reden, schreiben und lesen sollte, kann und soll ein jeder reden, schreiben und lesen; kann und soll ein jeder Literatur moegen, am politischen Leben teilhaben und die Wissenschaften verstehen. Das traf in gewissem Masse auch zu, solange Dichtung, Politik und Wissenschaft mehr oder weniger unmittelbare Bestandteile der Lebenspraxis waren und der Skala der menschlichen Taetigkeit entsprachen, die sich in linearen, homogenen Erfahrungen herausbildete. Nun, da sich die Skala veraendert, die Dynamik beschleunigt, die Vermittlung vermehrt und Nicht-Linearitaet etabliert hat, stehen wir vor einer neuen Situation. Dichter, Redenschreiber und Wissenschaftsautor wenden sich laengst nicht mehr an die gesamte Bevoelkerung; mehr noch, da sie selbst den Prozessen der Arbeitsteilung unterworfen sind, tragen sie auf ihre Weise zur Foerderung von Teilbildung und Aufsplitterung der Gesellschaft bei, obwohl sie eigentlich das Gegenteil bewirken wollen. Als Reaktion auf die traditionellen Ansprueche der Schriftkultur stellt eine allgemeine dekonstruktivistische Haltung gegenueber Texten die Dauerhaftigkeit der philosophischen Abhandlung, wissenschaftlicher Systeme, der Mathematik, des politischen Diskurses und vor allem der Literatur in Frage. Die Methode ist ueberall die gleiche: die Mechanismen aufzuzeigen, die die Illusion von Dauerhaftigkeit und Wahrheit schaffen. Texte sind ploetzlich nur noch Mittel zu einem Zweck, der nicht mehr unmittelbar zaehlt. Daraus ergibt sich eine Beschreibung der Ausdruckstechnologie, die von all jenen begruesst wird, die gegenueber der Universalitaet von Wissenschaft, Politik und Literatur skeptisch geworden sind. Wenn jedes Zeichen (unabhaengig vom Thema) nur sich selbst bezeichnet und die in ihm verkoerperte Erfahrung diejenige seiner Hervorbringung ist, dann haette das Projekt des Dekonstruktivismus seinen Hoehepunkt erreicht.


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