| 
 
Damenmoden 
 
 Wo nehm’ ich Kraft her, wo den Mut, 
 will ich die heut’ge Modenwut 
 euch schildern klar und plastisch? - 
 Geschmack ist jetzt bei Damen rar, 
 sie bieten nur den Rahmen dar 
 für alles, was phantastisch! 
 
 Was mollig ist, man nimmer schätzt! 
 Das Auge feuchter Schimmer netzt, 
 geht’s suchend in der Irre. - 
 Weil man das Schlanke netter fand, 
 schwand alles, was man „fetter“ nannt: 
 es kam - die „große Dürre“! 
 
 Das Haar nicht mehr in Locken fliegt; 
 in festgepappten Flocken liegt 
 der Restbestand am Schädel. 
 Auf ihm thront heut kein Hütchen mehr -  
 Wo nehmen sie ihr Mütchen her 
 zu solchem Tun, die Mädel? 
 
 Den Rock ein Gurt von Leder faßt, 
 der leicht wie eine Federlast 
 bei jedem Schritt muß wippen; 
 man trägt in diesem losen Dings 
 die kleinen Puderdosen (links) 
 sowie den Stift für Lippen. 
 
 Es trippeln warm in Pelzen Stars 
 auf Stöckeln eines Stelzenpaars 
 gleich Säulen, fast gestaltlos: 
 hell leuchtet ihrer Strümpfe Tand - -  
 Wer hält dem Reiz der Trümpfe stand? 
 Wer wird dabei nicht haltlos? 
 
 Berliner Illutrirte Zeitung
 1925, S. 1508 
 
  
 
 
 
 |