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Topographie der Bibliothek: Standort - Buchgedächtnis
 Der Adressenkatalog entstand aus der Praxis heraus, aus dem tagtäglichen Kontakt mit den Beständen und braucht daher weder eine spezielle, gar wissenschaftliche
 Vermittlung noch eigene Aufschreibe- und Nachschlaghilfen wie Bestandsverzeichnisse und Standortlisten. Irgendwann, nach langen Jahren an einem und demselben
 Ort, stellt sich als Resultat unzählig vieler Gänge und Zugriffe eine auf den Punkt genaue Topographie der Bibliothek ein - so wie bei jenem berühmten Vorbild,
 dessen Leistung als unerreichbar, ja als erfunden gilt, aber dennoch als legendär anerkannt worden ist. Im Kern der Legende steht der historisch verbürgte
 Florentiner Bibliothekar Antonio Magliabechi. Von ihm wird 'behauptet [...], er habe nie ein Buch zu Ende gelesen und doch gäbe es keinen anderen , der so gut wie
 er die Bücher und deren Inhalte kenne.' (Willms: Bücherfreunde. Büchernarren. S. 132f.) Sein Geheimnis ist ein phänomenales Buchgedächtnis:
 
 'Eines Tages soll Cosimo III., in desen Diensten als Bibliothekar er seit 1673 stand, nach ihm geschickt haben mit der Bitte, ob es ihm möglich sei, ein ganz
 bestimmtes, äußerst seltenes Buch herbeizuschaffen. Magliabechi soll darauf geantwortet haben: 'Nein, das ist unmöglich. Denn von diesem Buch existiert lediglich
 ein Exemplar, und dieses befindet sich in der Palastbibliothek in Konstantinopel. Es ist, wenn man die Bibliothek betritt, das siebte Buch im zweiten Regal auf der
 rechten Seite." (ebenda)
 (Nikolaus Wegmann: Bücherlabyrinthe. Suchen und Finden im alexandrinischen Zeitalter, Köln 2000, S. 131)
 
 
 
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