Glauben

Die dem Glauben entgegen gesetzte Haltung ist der Skeptizismus, nicht der Unglauben. Ein Gläubiger hält eine unbewiesene Aussage für wahr, ein Ungläubiger hält ebenso unbewiesenermaßen diese Aussage für falsch. Ein Skeptiker hält gegenüber beiden Haltungen die gleiche Distanz ein.
Die Skepsis, ernst genommen, erlaubt gar kein Für- wahr-Halten. Auch das, was die Positivisten als Wahrheit ansehen, ist für den Skeptiker eine Art »von der Alltagserfahrung bestätigter Glaube«, denn gegen jede Erfahrung und Messung ist noch immer der logisch gleichberechtigte Standpunkt des Solipsismus möglich.
Die einzige valide Orientierung erlauben dem Skeptiker Hypothesen und daraus logisch deduzierte Gesetzmäßigkeiten und Einzelaussagen. Dabei ist jede Hypothese nur so lange gültig, wie sie auch widerlegt werden kann. Dies entwertet dem Skeptiker den Solipsismus als Alternative, denn jener kann nicht widerlegt werden: Halte ich alles um mich herum für Illusion, so kann ich jeden Widerlegungsversuch ebenfalls für eine Illusion halten.
Der Skeptizismus ist eine recht rigide Haltung, die wenig emotionale Heimat bietet und dem Geist kaum Erholungspausen lässt. Mehr als reich ist jedoch die Entschädigung durch die überall lauernde - natürlich stets vorläufige - Befriedigung der eigenen Neugier.

Etwa diese Haltung muss Kant mit dem »Auszug des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit« gemeint haben. Etwa diese Haltung haben Karl Popper und andere in Gestalt der Heuristik und der Evolutionären Erkenntnistheorie in den Rang eines Naturgesetzes erhoben.

Hey Leute, Skeptizismus ist geil!!