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So. schrieb am 16.3. 2004 um 17:45:51 Uhr über

Karyatide

In der Architektur bezeichnet der Begriff weibliche Stützfiguren, die tragende Funktion haben, wie die berühmtesten Vertreterinnen, die sechs Mädchenstatuen, die als Ersatz für Säulen das Gebälk und das Dach der Vorhalle zum Erechtheion auf der Akropolis in Athen tragen. Dies tun sie allerdings nicht statuarisch mit beiden Beinen auf dem Boden stehend, sondern in angedeutetem Schreiten, was mich zu einem grandiosen Gedicht von G. Benn bringt:

Karyatide

Entrücke dich dem Stein! Zerbirst
die Höhle, die dich knechtet! Rausche
doch in die Flur! Verhöhne die Gesimse -
sieh: Durch den Bart des trunkenen Silen
aus seinem ewig überrauschten
lauten einmaligen durchdröhnten Blut
träuft Wein in seine Scham!

Bespei die Säulensucht: Toderschlagene
greisige Hände bebten sie
verhangenen Himmeln zu. Stürze
die Tempel vor die Sehnsucht deines Knies,
in dem der Tanz begehrt!

Breite dich hin, zerblühe dich, oh, blute
dein weiches Beet aus großen Wunden hin:
Sieh, Venus mit den Tauben gürtet
sich Rosen um der Hüften Liebestor -
sieh dieses Sommers letzten blauen Hauch
auf Asternmeeren an die fernen
baumbraunen Ufer treiben; tagen
sieh diese letzte Glück-Lügenstunde
unserer Südlichkeit
hochgewölbt.

Sehr zu empfehlen ist die Interpretation von Harald Steinhagen; unter dem Titel »Aufstand gegen Apoll« neben weiteren Benn-Interpretationen im Band »Interpretationen Gedichte von Gottfried Benn« bei Reclam erschienen.
Aus ebengenanntem Text stammt auch die angebrachte Begriffserklärung.


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