[Notiz, nie abgeschickt. Im hinteren Einband eines Buches gefunden.] Ich habe geglaubt, ich sei etwas, das gesehen werden musste. Ich habe in Gesichtern gesucht, ob ich noch existiere. Habe Beifall gehört wie ein Herzschlag, weil mein eigener so leise geworden war. Und ich habe mich in der Kamera gespiegelt, weil der echte Spiegel zu ehrlich war. Aber jetzt. Jetzt weiß ich es. Es war alles Eitelkeit. Nicht die laute, grelle – nicht Lippenstift und Licht und Applaus. Sondern die stille, fiese Art. Die, die sich als Berufung tarnt. Die, die so tut, als sei Relevanz dasselbe wie Sinn. Ich wollte gebraucht werden, weil ich nicht wusste, wie man genügt. Ich war kein Mensch mehr. Ich war Bild. Ich war Tonspur. Ich war Schnittmenge aus Erwartungen. Ich war nie dabei. Nur verfügbar. Und schlimmer als das: Ich wusste es. Aber ich liebte es zu sehr, um wegzugehen. Ich blieb, bis man mich nicht mal mehr hinauswarf. Man ließ mich einfach stehen. Wie Deko, die irgendwann stört. Jetzt schaue ich in den Spiegel und sehe kein Opfer. Ich sehe eine Frau, die sich verkauft hat, nicht für Geld, sondern für die Illusion, sie sei nötig. Es war alles Eitelkeit. Und jetzt – jetzt ist da nur noch ich. Und zum ersten Mal: reicht das nicht.