samtweich

Dieser Sonntag wird nicht richtig hell. Sicherlich fehlt mir Vitamin D. Die Schlaftrunkenheit ist noch immer präsent. Angenehme Stille. Draußen Schneeregen, die Straße grau in grau. Ich muß nicht raus. Ich muß gar nichts. Und dennoch erdrücken mich die Sorgen um nicht einzuhaltende Zeitpläne und finanzielle Engpässe. Nächstes Jahr werde ich mich beweisen müssen.

Meine in früher Kindheit erlernte Fähigkeit, Sorgen zu ignorieren, wird hier zum Nachteil. Außenstehende könnten mir vorwerfen, ich nähme das alles nicht ernst genug, ich ruhe mich auf diesem lächerlichen Maß an Erreichtem aus. Bin eben bescheiden, das war ich schon immer. Um wirklich erfolgreich sein zu können, muß man jedoch größenwahnsinnig sein.

Das liegt mir nicht. Lieber gebe ich mich angenehmen Tagträumen hin, die in äußerst befriedigender Art und Weise herzustellen offenbar auch zu meinen Stärken zählt.

Sich mit Träumen über den Tag zu trösten, klingt gefährlich - ist aber in Anbetracht eines solchen leeren, einsamen, samtweichen Adventssonntags immer noch tausendmal besser als eine Weihnachtsdepression.