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KIA schrieb am 17.8. 2003 um 21:12:54 Uhr über

repitativerWortlaut

»doch wir waren bei steve reich. auf der cd mit dem namen «early works» befinden sich 4 titel: «come out», «piano phase», «clapping music» und der von eno zig-mal referenzierte titel «it's gonna rain». die idee oder die frage ist eigentlich bei allen dieselbe: was passiert, wenn zwei oder mehrere sequenzen ganz langsam out-of-sync gehen? dem musiktheoretiker könnte man zum besseren verständnis die bezeichung «temporal-linearvariable polyrhythmik» anbieten. für uns reicht es, wenn wir uns vorstellen, wie zwei tonbandschleifen mit der selben länge mit winzigen tempo-unterschieden 10 minuten lang parallel laufen. die eine links, die andere rechts. sagen wir, beide schleifen beinhalten dasselbe tonmaterial, und wir würden beide völlig gleichzeitig starten. am anfang würde man gar nichts aussergewöhnliches hören ausser vielleicht merkwürdige stereo-verschiebungen. nach einer minute stellen wir ein kurzes echo fest, welches sich immer weiter auseinanderzieht. als würde man den delay-time regler eines echo-gerätes ganz langsam hochschieben. nach einigen minuten verliert man dann das gefühl für das material und hört nur noch den rhythmus, der sich ständig verändert. bei «come out» sind es sogar 4 schleifen und alle spielen ständig «come out and show them, come out and show them, come out and show them, come out ...». vielleicht stammt das aus irgendeinem interview, aber das ist wohl nicht von bedeutung. irgendwann hört man nur noch die sich langsam verändernden «zischlaut-sequenzen», die sich aus dem vervierfachten wort «show» ergeben. das ist tatsächlich merkwürdig: das tonmaterial löst sich auf, das ohr wird müde, den sinn zu entschlüsseln und schaltet auf gräusch-modus, womit wir anfangen, das ganze musikalisch zu betrachten und nach einer weile tatsächlich spass daran finden, den eben noch klar erfassten rhythmus zugunsten eines gerade neu entstehenden fallenzulassen. dieses ständige neu-entdecken von sequenzen - oder vielleicht sollte ich sagen von mustern (patterns) - kann man vergleichen mit dem steine-sammeln am strand, wo man in ähnlicher weise das auge schweifen lässt, um dann an einzelnen steinen hängenzubleiben. ein ständiges pendeln zwischen schwimmendem blick und fokussieren, zwischen weitwinkel und nahaufnahme
sehr schön von karsten:-)



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