Kopfsteinpflaster

Bierbelag und nasses Kopfsteinpflaster sind die Erinnerungen an meine Jugend, die anscheinend immer zwischen 3 und 6 Uhr morgens stattfand.

...kopfsteinpflaster ist viel interessanter, tiefgründiger und anregender als trister asphalt. wenn man einen joint geraucht hat und man begibt sich auf einen spaziergang durch die stadt, kann es passieren, dass man sich, aufgrund der durch das inhalierern des haschisch-dampfes verursachten paranoiisiererei, im blickkontaktvermeiden übt und den boden beobachtet. der vorgang produeziert folgendes phenomen: die muster des kopfsteinflaster fangen an sich in schwingung zu versetzen, durch die vorwärtsbewegung, entsteht das was man bewegtes bild nennt. wenn dann kaugummis den weg pflastern, schneit es im film und das sich abwechseln von stein und fuge, das zu- und abnehemen der breite der fugen und der größe der kopfsteine ist dann bei solch weinachtlicher stimmung noch schöner anzuschauen...

Kopfsteinpflaster sieht zwar saugut aus, ist aber einfach grottenmäßig unpraktisch: mit den Fahrrad wird man glattweg zu Mus geschüttelt oder man muss sich Gedanken um seine Felgen machen, zu Fuß strapaziert es die Fußsohlen oder ruiniert (Stöckel-) Absätze und für Anwohner solcher Straßen sind die Lärm-Immisionen viel höher als an Asphaltstraßen.

nach der nacht
voller bewegung
bleiben nur noch die lichtreflexe
auf dem nassen kopfsteinpflaster.

das chaotische stimmgewirr menschlicher nähe
das wir ständig suchen
hat sich
in vogelgezwitscher verwandelt

und ist uns
auf einmal näher
aber morgen schon
wieder ohne bedeutung.