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tootsie schrieb am 11.1. 2022 um 01:21:16 Uhr über

Agamemnon

Das Vergehen der Zeit ist schwer zu messen, weil in der Ebene ein Tag dem anderen gleicht. Vielleicht sollte ich deshalb mit dem Tag beginnen, an dem das gleichförmige Einerlei geendet hat.

Nach einigen mehr oder weniger ereignislosen Stunden wende ich mich nach Osten und gehe in Richtung Skamander. Er ist einer der unzähligen Abkömmlinge von Thetis und Okeanos. Als Nymphen beherrschen sie die Quellen, Bäche und Ströme. Skamander ist also nicht nur ein Fluss, sondern auch ein Gott.

Wie bei allen Göttern ist sein Körper perfekt. Schwellende Muskeln, sehnige Gliedmaßen und harmonische Proportionen, die den kühnsten Träumen eines Bildhauers zu entstammen scheinen. Die Haut schimmert wie grüner Marmor, und an den Schultern, den Ellenbogen und den Knien glänzten silberne Schuppen. Das wellige Haar ist wie Perlmutt, ebenso wie der üppige, sorgsam gestutzte Backenbart. Die Finger und Zehen enden in kurzen, schwarzen Krallen wie bei einem Frosch, und zwischen ihnen sind derbe Schwimmhäute aufgespannt.

Als ich mich dem Ufer nähere, liegt Skamander auf einem flachen Stein in der Sonne ausgestreckt und steckt sich riesige, rote Weintrauben in den Mund. Die Früchte türmen sich auf einer silbernen Schale, die wie eine Muschel geformt ist. Klischee, Klischee! Aber für einen Gott ist Skamander in Ordnung. Man könnte sagen, beinahe menschlich. Ich mag ihn, obwohl er immer ein bisschen nach Schlamm und Sumpf riecht.


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