Ich habe mich gerade durch eine Vielzahl von EU–Kandidaten der deutschen Parteien geklickt, deren äußeren Eindruck man bei einem hoffentlich nicht sonderlich ernst gemeinten Kand–O–Mat von 1 = frappant = potthäßlich bis 10 = charmant = eine Kanone bewerten konnte. Beim Vergleich meines Abstimmungsverhaltens mit dem Mehrheitsvoting fielen mir zwei Unterschiede auf: Zum einen neige ich dazu, Frauen als weniger attraktiv einzuschätzen als der durchschnittliche Beurteiler, zum zweiten bin ich gerade bei männlichen CDU–Abgeordneten jenseits der 45 oft gnädiger als der Rest der Juroren. Das mit den Frauen bedarf scheinbar keiner näheren Erläuterung, obwohl ich mich nicht als misogyn einschätzen würde; es fehlt mir möglicherweise ein Gespür für die Nuancen, die ein Durchschnittsgesicht von einem perfekt geschminkten trennt, eine Muttifrisur von einem kalkulierten Feuerstrubbelkopf. Was jedoch die partielle Bevorzugung der CDU–Männer angeht, kann ich es mir nur so erklären, daß eine latente Hingezogenheit meiner Person zu den Niederungen des Leiblichen und ein stillschweigendes Einvernehmen mit gargatuesker Brutalität besteht, wie es in den oft wenig beseelt wirkenden katholischen Gesichtern schneller, instinkthafter mir entgegenspringt als in den zuweilen doch deutlich vergeistigteren evangelischen Lehrerschädeln, die die Mehrzahl des vergleichbaren Segments bei den sozialdemokratischen Kandidaten stellt.
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