Krauss

Die letzten Tage der Menschheit. Dritte Dimension
Die von Karl Krauss während der letzten Zuckungen des Ersten Weltkriegs verfasste Untergangsvision »Die letzten Tage der Menschheit« hat mittlerweile ihre dritte Dimension erreicht. So wird in Afghanistan bereits zum Selbstzweck bombardiert, zerstört, gemordet und vernichtet, um unter dem Vorwand der Sicherheit die neuesten Waffen auszuprobieren und ungehemmte Rachebedürfnisse auszutoben. Als luziferischer Racheengel fragt der amerikanische Präsident G.W. Bush nicht mehr nach Schuld oder Unschuld; allein mitzuhalten wird gefordert und erzwungen, so wie es auch sein Gegenpart oder dessen Phantom tut. Um einen Verbrecher oder seine Gruppe zu fassen und auszulöschen, werden ganze Landstriche in Schutt und Asche gebombt und ihre Bewohner dahingemäht, als wären sie »nichts als Gras«, wie es im Text zu Brahms' Requiem heißt. Dies vermelden ganz nüchtern sogar die von der Kriegsjunta gefilterten Medien.

Wer dazwischen steht, wird zermalmt. Ergreift niemanden unter den Politikern der offenbar schon zur Raserei verdammten westlichen Welt die Bitte und der Hilferuf des neuen afghanischen Kriegsministers und Verbündeten der USA gegen Osama bin Laden und die Taliban, sein mit Bombenkratern ärgsten Ausmaßes und unschuldigem Blut übersätes Land nach der Vertreibung der religiös motivierten Mörderhorde endlich zu schonen und aufatmen zu lassen?

Die von G.W. Bush entfachte Hysterie der Rache übertrifft bald biblische Ausmaße. Allein Hitlers Wutausbrüche sind vergleichbar, wenn man vom texanischen Idiom absieht. Es ist, als wollten zwei satanische Dämonien mit ihren Desperados von Bombardiers und Selbstmordattentätern das Menschentum vernichten, zumindest soweit es sich als »homo sapiens« versteht. Die Gewalten von religiösem Kannibalismus auf der einen Seite und der geballten Wut verwundeter Geldsäcke auf der anderen sind dabei, das Leben samt seinen Grundlagen auszulöschen.