Pantoffelkino

Das blasse Graugrün der gewölbten Bildröhre war eingerahmt von einem crèmefarbenen Passepartout und davor war eine Glasscheibe - wie bei einem »richtigen« Bild. Das ganze war dann in einer Truhe hinter zwei Türflügeln mit edelster Möbelpolitur verborgen und wurde nur zu besonderen Anlässen geöffnet, es hatte dadurch fast etwas Ikonenhaftes. Jahre später sah ich diese Truhen und Schränke bei meinen Streifzügen durch das nächtliche Wiesbaden im Regen auf dem Sperrmüll stehen und pflückte die Röhren aus ihren Eingeweiden, mit denen ich dann die Pantoffelkinos, die dieses Schicksal noch nicht erlitten hatten, reparieren konnte.

Schnell noch, bevor die Netflixe, die Smartphones, die Tablets und die Natur draußen oder das Pflaster der Großstadt, die mit dem teuren Bike befahren werden wollen, bis all die Errungenschaften dieses Jahrtausends vollends ihre Daseinsberechtigung eingefordert haben und alte Technik und Gewohnheit sich erschöpfend in Vergessenheit begeben, lasst uns diesen Altar der friedlichen Familienzusammenkunft, das Labsal der Jugend, die Berieselungshilfe des Alters in Erinnerung rufen: das gute, alte Pantoffelkino. Wer hätte gedacht, dass die Pantoffeln am Ende ihr eigenes Kino überleben werden?