Luxus

Stellt euch vor:
Ihr seht lässig in den Alleen der öffentlichen Gärten elegante Familien sich ergehen; die Frauen ziehen mit stiller Miene am Arme ihrer Männer daher, deren solide, gesättigte Gesichter von einem sicheren Vermögen und voller Zufriedenheit mit sich selber sprechen.

Wenn sich jeder alles leisten kann, wo bleibt dann noch der Luxus? Eine Fahrt nach Luxor? Klingt luxuriös, ist es aber nicht mehr, steht im TUI-Katalog als Sonderangebot. Auch das Zähneputzen findet man schon allerorten.
Früher war auch einmal die Steuerhinterziehung eher etwas für die gesellschaftliche Elite, heute ist sie ein Massensport. Und so könnte man vom Hundertsten ins Tausendste kommen.

...wurde früher an Autohecks in der Regel mit »L« abgekürzt, was heute nicht mehr üblich ist.
»GL« stand damals wohl für »großer Luxus«.

Die Ironie dabei war, dass echte Luxusautos niemals ein »L« auf der Kofferraumklappe hatten (mit Ausnahme der Mercedes SEL, SL und SLC-Modelle, bei denen das aber Zufall war), woran man schon erkennen kann, dass das mit dem »L=Luxus« irgendwie gemogelt war, von »GL=großer Luxus« ganz zu schweigen.

Tatsächlich waren Autos mit einem »L« auf der Kofferraumklappe auch nur ganz gewöhnliche Allerweltsautos, nur mit ein paar kleinen Extras, die aber auch nichts besonderes waren und nicht viel mit echtem, erlesenen Luxus zu tun hatten.
(Und alle paar Jahre wurde die alte L-Version zur neuen Basisversion, die alte GL-Version zur neuen L-Version und die neue GL-Version bekam noch mehr Features aufgepackt. So wurde allmählich immer mehr Schnickschnack zur Serienausstattung, und heute hat jeder VW Golf und jeder Opel Astra eine komfortablere Ausstattung als weiland der /8-Mercedes.)

Stellt euch vor:
Es erscheinen - getroffen von dem zerstreuten Licht eines Theatersaales, mit ihrenn Augen, ihren Edelsteinen, ihren Schultern den Glanz aufsaugend und widerstrahlend, aufleuchtend wie Portraits in der Loge, die ihnen als Rahmen dient - junge Damen der vornehmsten Welt. Die einen schwer und ernst, die andern blond und duftig. Die einen tragen in aristokratischer Unbekümmertheit eine früh gereifte Büste zur Schau, die andren zeigen in schlichter Einfalt eine knabenhafte Brust. Ihr Fächer rührt an ihre Zähne, ihr Blick schwimmt im Leeren oder er ankert auch; sie sind theatralisch und feierlich wie das Drama oder die Oper, der sie zu lauschen scheinen - scheinen wollen.

Alles, was man nicht unbedingt braucht, worauf man aber auf keinen Fall mehr verzichten will, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.