»(...) Noch konsequenter vertritt den neuen egozentrischen Extremismus nur noch das Berliner Duo Rosenstolz, deren Album 'Das große Leben' im vergangenen Jahr eines der zehn meistgekauften war. In ihrem Hit 'Ich bin ich' wird erstmal gründlich Schwäche inszeniert, das singende Ich suggeriert, ein unsicheres Wesen zu sein, das die Gruppe braucht: «Gehör' ich hier denn noch dazu? / Oder bin ich längst schon draußen? / Zeit nimmt sich den nächsten Flug / Hab versucht nach ihr zu laufen». Dann jedoch kippt die Lage und was gerade noch scheinbar schüchtern wimmert, formuliert jetzt den denkbar maßlosesten Anspruch, indem es die unbedingte, voraussetzungs- und bedingungslose Zustimmung zu sich selbst einfordert: «In meinem Kopf ist so viel Wut / Gestern Nacht konnt ich nicht schlafen / Dass du da warst, tat mir gut / Bitte stell jetzt keine Fragen». Im Refrain ist das Kampfküken dann unverstellt am Werk: «Das bin ich, das bin ich / das allein ist meine Schuld / ich bin jetzt, ich bin hier, ich bin ich / das allein ist meine Schuld.» Staunend steht man vor einer Angestellten-Lyrik, die die Liebe als Opfer verklärt und die Unterwerfung des anderen unter das eigene Ich-Ideal zur Tugend.« Süddeutsche Zeitung, 25. März 2008