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mcnep schrieb am 21.2. 2008 um 15:05:24 Uhr über

auserwählt

»Wir kennen die Qual der Pflanzen nicht. Das Pferd dünkt uns das schönste der Tiere. Manche werden sagen, das Kamel oder der Elefant oder der Wal übergehen es an Schönheit. Die Liebe ist an keine Regel gebunden, sie ist nur der Gewöhnung untertan. Man kann sich daran gewöhnen, jedes Geschöpf als das auserwählte zu betrachten. Selbst die Schlange. Die Gestalt des Ernährten spiegelt nicht nur seine Abstammung, sondern auch die von ihm genossene Nahrung wider. Wer ernährt wird, bekommt viele Vorfahren. Seine Seele wird gedränge voll. Die meisten Auswüchse seiner Träume wuchern am Blut seiner Opfer. — Wir alle begehen Morde, um dazusein. Wir wissen, daß der Tod gewiß ist. Die Natur, um Nachkommen zu schaffen, ist voller Listen; nach gelungener Zeugung verwirft sie den einzelnen, um die Art mit schauerlicher Liebe zu betrachten. So ist alles Leben voller Plagen. Und dennoch ist leben aller Lebendigen einziger erkennbarer Genuß. Ernährt werden ist eine Lust. Ich zähle zu den unsicheren Denkern, die Fleisch essen, weil es ihnen behagt, Fleisch zu essen. Ich weiß, daß ich nicht schuldlos sein kann, wenn ich auch wie ein Asket lebte. Ich würde im Verzicht nur einen Wert verlieren. Aber ich will behalten, was mir erreichbar ist

Hans Henny Jahnn, Fluß ohne Ufer II (348)


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